Killerphrasen

30. November 2016 in Allgemein

Ki11ennen Sie das?

Sie sind mitten im Gespräch, z.B. in einer Teamsitzung, und dann bringt ein Kollege oder eine Kollegin einen Einwand, der das Thema augenscheinlich sofort abwürgt.

„Das geht nicht!“, „Das weiß doch jeder!“, „Das hat doch keinen Sinn.“, „Das fällt nicht in meinen Verantwortungsbereich“, „ Das haben wir schon immer so gemacht“, „Haben Sie keine anderen Sorgen?“,  „Das hört sich in der Theorie ja ganz gut an, aber…“, „Wir haben doch auch so schon genug zu tun.“

Solche und ähnliche Sätze werden in der Kommunikation entweder als Killerphrasen oder als Totschlagargumente bezeichnet.

Wieso?

Weil der Zweck dieser Aussagen in der Regel nur darin liegt, die Verhandlung bzw. Gesprächssituation schnellstmöglich zu beenden oder die aktuelle Diskussion abzutöten (engl.: to kill). Der Ausdruck geht auf den US-amerikanischen Autor und Management-Theoretiker Charles H. Clark zurück, der diese inhaltsleeren Behauptungen als „killer phrases“ * titulierte.

Dies ist nicht immer sofort erkennbar, da einige Redewendungen den Anschein von einem argumentativen Hintergrund haben. Ist der eigentliche Zweck durch ein Argument getarnt, sprechen wir von Totschlagargumenten: „Das hat noch nie funktioniert.“, „Das würde den Rahmen sprengen.“, „Das ist unseren Chefs nicht vermittelbar.“

Fehlt dieser argumentative Anstrich:  „Das ist Unsinn!“, „Das ist halt so.“, „ Haben Sie keine anderen Sorgen?“  handelt es sich um eine sogenannte Killerphrase.

Besonders wirksam ist diese Art der Kommunikation vor allem in Gruppen, weil der sich Äußernde annimmt und vorgibt, „dass die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer  entweder mit ihm übereinstimmt oder keinen Widerspruch wagt, da dies in der öffentlichen Meinung auf Ablehnung stößt.“ **

Ob nun Killerphrase oder Totschlagargument: Beide Arten der Kommunikation sind destruktive Formen des Miteinander. Das Entwickeln von Lösungen oder Übereinkünften ist durch den Einsatz dieser verbalen Angriffe erschwert, denn das Gespräch kommt ins Stocken.

Was können Sie also tun, wenn Sie in solch einer Situation sind?

  • Eine Reaktion die immer hilfreich ist: Antworten Sie nicht, sondern fragen Sie!

Beispiele: „Welche Bedenken haben Sie?“, „Was meinen Sie damit?“, “Wodurch entsteht dieser Eindruck bei Ihnen?“, „ Kannst Du das konkretisieren?“, „Was wäre dann der richtige Ansatz“

  • Wenn Sie antworten, führen Sie die Kommunikation wieder auf die Sachebene zurück.

Beispiele: „Danke für Ihre Rückmeldung. Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema…“, „Vielen Dank für die Wortmeldung, wie bereits gesagt, geht es mir um folgendes…“, „ Danke für den Hinweis, um fortzufahren…“

  • Beziehen Sie andere Gesprächsbeteiligte mit ein.

Beispiel: „Herr Ludwig hat gesagt, das geht in der Praxis in seinem Team nicht. Wie sehen Sie das in Ihren Teams? Welche Möglichkeiten zur Umsetzung dieser Maßnahme könnten wir da nutzen?“

  • Kontern Sie ruhig mal. Je nach beruflichen Kontext oder dem sozialen Umfeld sind offensive Reaktionen durchaus sinnvoll und effektiv.

Beispiele: „Ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können.“, „ Sie meinen, das geht praktisch nicht? Das halte ich für eine Theorie!“

  • Beweisen Sie Humor.

Beispiele:  „Danke für das Kompliment!“, „Sie haben Recht! Manchmal vergesse ich total, wie sinnlos alles ist!“

  • Thematisieren Sie die Killerphrase als solche.

Beispiele: „Wo liegt in Ihrer Rückmeldung die Lösung?“, „Gibt es außer dieser Killerphrase noch Argumente gegen diese Idee?“ (hier ist jedoch auch schnell ein Gesichtsverlust des Anderen möglich, daher sehr akzentuiert einzusetzen)

  • Möglichst immer reagieren! Eine Nichtreaktion wird in der Regel als unsouverän und als Hilflosigkeit interpretiert. Das Ignorieren sollte eine absolute Ausnahme sein.
  • Nutzen Sie wenn möglich Moderatoren oder Diskussionsleiter, welche auf die Einhaltung unlauterer Kommunikationsarten achten.

Fazit:

Es gibt kein Pauschalrezept – außer, das Killerphrasen-Spiel nicht mitzuspielen. Aber nicht durch Ignoranz, sondern durch eine geeignete Reaktion.

Vermeiden Sie dabei Rechtfertigungen und direktes Antworten auf das Scheinargument. Reagieren Sie nicht persönlich oder dominant, auch wenn Sie sich möglicherweise persönlich angegriffen fühlen. Oftmals merken Menschen gar nicht mehr, dass sie Killerphrasen einsetzen.

Besser: lassen Sie solche verbalen Attacken ins Leere laufen. Reagieren Sie sachlich und schwungvoll, denn so halten Sie die Diskussion, das Gespräch in Gang und können sich gemeinsam den angestrebten Lösungen widmen.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Maik Dietrich***

Quellen:
* Charles Clark: Brainstorming. Methoden der Zusammenarbeit und Ideenfindung
**Wikipedia -> Totschlagargument
*** zahlreiche eigene Situationen in Trainings und Seminaren 😉